Nachdenken über Mythen
Was denken Sie über das folgende Zitat, das die Ergebnisse einer Umfrage zu den Herausforderungen in der Lehrer_innenausbildung zusammenfasst?
"... Zweitsprachenlernen ist ein Thema, das in letzter Zeit Beachtung durch die Scientific Community gefunden und das im politischen und öffentlichen Diskurs an Wichtigkeit und Sichtbarkeit gewonnen hat. Gleichwohl wird dieser Diskurs nach wie vor dominiert von Unwissenheit bzw. widersprüchlichen und gegenstandslosen "Mythen" und findet nicht umfassend statt, sondern ist vielmehr abhängig von vereinzelten Initiativen oder Projekten, die der Allgemeinheit nicht zugänglich sind."
(Zitat: Übersetzung aus: Report on Teacher Education Needs Analysis - NRW, S. 26 zum Projekt European Core Curriculum for Mainstreamed Second Language Teacher Education)
Im Folgenden sind einige nach wie vor gängige Mythen aus dem Bereich Mehrsprachigkeit aufgelistet. Wie stehen Sie zu diesen Aussagen?
- Mythos 1: Mehrsprachigkeit ist ein kognitiver Ausnahmezustand.
- Mythos 2: Entweder man beherrscht eine Sprache „perfekt“ oder mehrere unvollkommen.
- Mythos 3: Das Mischen (Code-switching, Mixing) von Sprachen ist Anzeichen eines Defizits.
- Mythos 4: Kinder sind durch Mehrsprachigkeit überfordert. Sie müssen erst eine Sprache vollständig erwerben – sonst drohen „Halbsprachigkeit“ oder andere Probleme.
- Mythos 5: Mehrsprachigkeit ist dann positiv, wenn prestigeträchtige Sprachen betroffen sind.
- Mythos 6: Nicht-deutschsprachige Eltern können ihren Kindern das Deutsche beibringen, indem sie Deutsch zur Familiensprache machen.
- Mythos 7: Sprachförderung muss „ganzheitlich“ erfolgen.
(Quelle: Landesstiftung Baden-Württemberg (Hrsg.) (2006) Frühe Mehrsprachigkeit: Mythen – Risiken – Chancen. Dokumentation zum Kongress am 5. und 6. Oktober 2006 in Mannheim.)
Aufgaben:
- Wählen Sie zwei der Statements aus und argumentieren Sie, warum sie zutreffen oder nicht. Vergleichen Sie anschliessend Ihre Sichtweise mit den Statements von Rosemarie Tracy.
- Verfassen Sie eine "Erklärung", in der Sie fünf gute Gründen, warum Mehrsprachigkeit gefördert werden sollte, darstellen. Vergleichen Sie diese danach mit der Mannheimer Erklärung zur frühen Mehrsprachigkeit (Tracy) oder den 15 Thesen zur Mehrsprachigkeit (Wintersteiner, Gombos, Gronold).
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Header image based on "Scales of Justice - Frankfurt Version" by Michael Coghlan (CC BY-SA 2.0).