Umgang mit sprachlicher Diskriminierung
Im Alltag begegnen wir immer wieder Situationen, in denen Menschen Diskriminierungen ausgesetzt sind - sei es aufgrund von Rasse, Alter, Geschlecht, Religion, Kultur, Behinderungen oder eben auch aufgrund der Sprache. Nicht selten geht es im Fall einer Diskriminierung aufgrund von Sprache weniger um die Sprache an sich, als vielmehr um die einer sprachlichen Diversität oftmals zugrundeliegenden Diskriminierungsfelder Herkunft, Geburtsort, ethnische Zugehörigkeit.
Wie reagieren Sie, wenn Sie folgende Situationen miterleben:
- Situation 1 (Österreich): "Wenn du Deutsch mit einem Akzent sprichst, scheint das als ein Zeichen dafür zu gelten, nicht intelligent zu sein."
- Situation 2 (Deutschland): "Als ich mit meiner Tochter am Spielplatz Kroatisch gesprochen habe, wurde ich von anderen, die Deutsch sprachen, abschätzig angesehen."
- Situation 3 (Deutschland, Lehrender zu Schülerin): "Ich hätte nicht gedacht, dass du eine Dialektsprecherin bist!"
- Situation 4 (Österreich): "Wenn Sie nicht ordentlich Deutsch sprechen, können wir Ihnen die Wohnung nicht vermieten, leider."
- Sitaution 5 (Österreich, Mutter zu ihrer 5jährigen Tochter, im Wartezimmer beim Arzt): "Sprich schöner!" (Die Tochter sprach einfach alltagssprachlichen Dialekt.)
Haben Sie persönlich jemals Erfahrungen mit diskriminierenden Situationen wie die oben angeführten erlebt? Möchten Sie über die erlebte/beobachtete Situation Genaueres erzählen - wählen Sie selbst, ob Sie das mündlich oder schriftlich tun möchten.
Oftmals drücken sich in sprachbiografischen Texten Diskriminierungserfahrungen aus, die sich auf sprachliche Diversität in ganz unterschiedlichen gesellschaftlichen Handlungsfeldern (Kindergarten, Schule, öffentliches Leben) beziehen. Hier finden Sie dazu Textbeispiele, die Sie im mit einem diskriminierungskritischen Blick analysieren können.
Es gibt zum Thema Diskriminierung und Sprache selten konkrete offizielle Richtlinien und Leitprinzinpien, die von Gemeinden oder öffentlichen Institutionen in Form von "Policies", also Grundsatzerlässen verankert werden. Ein Beispiel guter Praxis dafür ist die englischsprachige Public Policy on discimination and language in Ontario
In der Einleitung heißt es dort:
"The Code states that it is public policy in Ontario to recognize the inherent dignity and worth of every person and to privide for equal rights and opportunities withiut discriminiation. The provisions of the Code are aimend at creating a climate of understanding and mutual respect for dignity and worth of each person so that each person feels a part of the community and feels able to contribute to the community.
The policy statement sets out the OHRC's position on language-based discrimination in the areas of employment, services, contracts, and membership in trade unions, trades, occupational associations or self-governing professions."
Dieser Grundsatzerlass zeigt, wie wichtig solche Richtlinien sein können. Er enthält auch eine Reihe ganz konkreter (Fall-)Beispiele, die sprachliche Diskriminierung exemplarisch verdeutlichen. Sehen Sie sich das Dokument und die Beispiele darin genauer an, die sich einerseits auf sprachliche Diskriminierung beziehen, aber auch solche, die verdeutlichen, dass hinter sprachlicher Diskriminierung häufig andere Diskriminierungsgründe stecken.
- Finden Sie einen solchen Erlass hilfreich? Warum ja/nein?
- Kennen Sie eine ähnliche Darstellung zum Thema Diskriminierung und Sprache aus Ihrem Land/Ihrer Region/Ihrem Lebens- und Arbeitsumfeld?
- Welche Teilbereiche und Aspekte aus den Richtlinien könnten für Ihr Land/Ihre Region adaptiert werden? Wer bzw. welche Institutionen müssten aktiv werden oder zusammenarbeiten, um eine solche Richtlinie auszuarbeiten und umzusetzen?
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