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 Sprachen wertschätzen

Auf der ganzen Welt gibt es mehr als 6000 Sprachen, die meisten davon werden von weniger als 100.000 Menschen gesprochen. Rund 96% der Menschen verwenden lediglich  4% der Sprachen. Es gibt dominante Sprachen,  Minderheitensprachen und bedrohte Sprachen. Verschiedenen Sprachen wird abhängig von der ihnen z.B.  zugeschriebenen wirtschaftlichen Bedeutung (oder was als solche gesehen wird). unterschiedlich viel Wert beigemessen. Menschen entwickeln außerdem oftmals unterschiedliche Haltungen, Einstellungen und Gefühle gegenüber verschiedenen Sprachen, Gründe dafür können etwa persönliche Erfahrungen oder historische Entwicklungen in der Region sein, in der sie leben. 

Worum es in diesem Teil geht

Die Lernziele sind:

  • sprachliche Vielfalt als integrativen Teil moderner Gesellschaften wertzuschätzen.
  • den Wandel von Einstellungen gegenüber sprachlicher und kultureller Vielfalt im Lauf der Geschichte zu reflektieren.
  • Haltungen (individuell und in der Gesellschaft) betreffend die Wertigkeit von Sprachen, Varietäten und kulturell geprägten Lebensweisen wahrzunehmen und zu reflektieren. 
  • konstruktive Strategien  gegen Diskriminierung auf Grund  sprachlicher oder kultureller Diversität kennen zu lernen, zu reflektieren und entsprechend anzuwenden. 

Aktivitäten

  • SPRACHEN WERTSCHÄTZEN UND ÜBER SPRACHENRECHTE REFLEKTIEREN
  • UMGANG MIT SPRACHLICHER DISKRIMINIERUNG

Sprachen wertschätzen und über Sprachenrechte reflektieren

Welche Einstellung haben Sie gegenüber verschiedenen Sprachen?

Ausgangspunkt für Ihre Reflexion bzw. Diskussion könnte der Stellenwert der Sprachen sein, ...

  • die Sie selbst täglich verwenden oder von denen Sie umgeben sind;
  • die in Ihrer Gegend/Ihrem Land als Minderheitensprachen offiziell anerkannt sind;
  • die in den Medien verwendet werden;
  • die Schul-/Unterrichtssprachen im Curriculum Ihrer Gegend/Ihrem Land sind;
  • die in den angrenzenden Nachbarländern Ihres Landes gesprochen werden;
  • die Sie gerne einmal lernen würden.

Wie gut kenen Sie die Sprachenrechte allgemein bzw. Ihre sprachlichen Rechte? Oder die sprachlichen Rechte der Menschen, die in Ihre Region/Ihr Land zuwandern? Welche sprachlichen Rechte sind Bestandteil des Grundgesetzes und der Verfassung Ihrer Region/Ihres Landes? Wenn Sie noch nicht so viel darüber wissen, versuchen Sie sich doch darüber zu informieren. Versuchen Sie anschließend eine Art "Sprachenrichtlinie" für die Schule/die Institution, in der Sie arbeiten, zu formulieren. 

Nachfolgend finden Sie einige Beispiele für offizielle Dokumente, die nicht an einen regionalen/nationalen Kontext gebunden sind. Wählen Sie eines davon aus, reflektieren Sie über dessen Relevanz und geben Sie ein kurzes Feedback, das Ihren persönlichen Standpunkt gegenüber diesen Sprachenrechten widergibt.

Example 1: Allgemeine Erklärung der Sprachenrechte (Barcelona, 1996)

In der Erklärung werden die Rechte von Individuen und Sprachgruppen zur Pflege und zum Erhalt ihrer Kultur und ihrer Sprache definiert. 

Den gesamten Text finden Sie hier.

Beispeil 2: Manifest von Girona (2012)

Das Manifest von Girona wurde wie die „Allgemeine Erklärung der Sprachrechte“ vom Translation and Linguistic Rights Komitee des PEN International verabschiedet und bestätigt dieses durch die Veröffentlichung von zehn grundlegenden Prinzipien. Durch seine Vebreitung soll es als Werkzeug zum Schutz der weltweiten Sprachenvielfalt dienen.  

Beispiel 3: Europäische Charta der Regional- oder Minderheitensprachen

Die Charta existiert in verschiedenen Sprachen.

Production eines Videoclips

Versuchen Sie einen kurzen Videoclip über Sprachenrechte und gegen sprachliche Diskriminierung zu erstellen.  

Für erste Anregungen können Sie sich diesen Clip ansehen. 

 

Umgang mit sprachlicher Diskriminierung

Im Alltag begegnen wir immer wieder Situationen, in denen Menschen Diskriminierungen ausgesetzt sind - sei es aufgrund von Rasse, Alter, Geschlecht, Religion, Kultur, Behinderungen oder eben auch aufgrund der Sprache. Nicht selten geht es im Fall einer Diskriminierung aufgrund von Sprache weniger um die Sprache an sich, als vielmehr um die einer sprachlichen Diversität oftmals zugrundeliegenden Diskriminierungsfelder Herkunft, Geburtsort, ethnische Zugehörigkeit.

Wie reagieren Sie, wenn Sie folgende Situationen miterleben:

  • Situation 1 (Österreich): "Wenn du Deutsch mit einem Akzent sprichst, scheint das als ein Zeichen dafür zu gelten, nicht intelligent zu sein."
  • Situation 2 (Deutschland): "Als ich mit meiner Tochter am Spielplatz Kroatisch gesprochen habe, wurde ich von anderen, die Deutsch sprachen, abschätzig angesehen."
  • Situation 3 (Deutschland, Lehrender zu Schülerin): "Ich hätte nicht gedacht, dass du eine Dialektsprecherin bist!"
  • Situation 4 (Österreich): "Wenn Sie nicht ordentlich Deutsch sprechen, können wir Ihnen die Wohnung nicht vermieten, leider."
  • Sitaution 5 (Österreich, Mutter zu ihrer 5jährigen Tochter, im Wartezimmer beim Arzt): "Sprich schöner!" (Die Tochter sprach einfach alltagssprachlichen Dialekt.)

Haben Sie persönlich jemals Erfahrungen mit diskriminierenden Situationen wie die oben angeführten erlebt? Möchten Sie über die erlebte/beobachtete Situation Genaueres erzählen - wählen Sie selbst, ob Sie das mündlich oder schriftlich tun möchten.

Oftmals drücken sich in sprachbiografischen Texten Diskriminierungserfahrungen aus, die sich auf sprachliche Diversität  in ganz unterschiedlichen gesellschaftlichen Handlungsfeldern (Kindergarten, Schule, öffentliches Leben) beziehen. Hier finden Sie dazu Textbeispiele, die Sie im mit einem diskriminierungskritischen Blick analysieren können.

Es gibt zum Thema Diskriminierung und Sprache selten konkrete offizielle Richtlinien und Leitprinzinpien, die von Gemeinden oder öffentlichen Institutionen in Form von  "Policies", also Grundsatzerlässen verankert werden. Ein Beispiel guter Praxis dafür ist die  englischsprachige  Public Policy on discimination and language in Ontario

In der Einleitung heißt es dort:

"The Code states that it is public policy in Ontario to recognize the inherent dignity and worth of every person and to privide for equal rights and opportunities withiut discriminiation. The provisions of the Code are aimend at creating a climate of understanding and mutual respect for dignity and worth of each person so that each person feels a part of the community and feels able to contribute to the community.

The policy statement sets out the OHRC's position on language-based discrimination in the areas of employment, services, contracts, and membership in trade unions, trades, occupational associations or self-governing professions."

Dieser Grundsatzerlass zeigt, wie wichtig solche Richtlinien sein können. Er enthält auch eine Reihe ganz konkreter (Fall-)Beispiele, die sprachliche Diskriminierung exemplarisch verdeutlichen.  Sehen Sie sich das Dokument und die Beispiele darin genauer an, die sich einerseits auf sprachliche Diskriminierung beziehen, aber auch solche, die verdeutlichen, dass hinter sprachlicher Diskriminierung häufig andere Diskriminierungsgründe stecken.

  • Finden Sie einen solchen Erlass hilfreich? Warum ja/nein?
  • Kennen Sie eine ähnliche Darstellung zum Thema Diskriminierung und Sprache aus Ihrem Land/Ihrer Region/Ihrem Lebens- und Arbeitsumfeld?
  • Welche Teilbereiche und Aspekte aus den Richtlinien könnten für Ihr Land/Ihre Region adaptiert werden? Wer bzw. welche Institutionen müssten aktiv werden oder zusammenarbeiten, um eine solche Richtlinie auszuarbeiten und umzusetzen?

 

   

Header image based on "I <3 2 read" by Kate Ter Haar (CC BY 2.0).